Hapkido Leoben


Systemleiter: Gilbert Neuwirth (5. Dan) begann in den Jugendjahren mit Judo und kam 1988 über Umwege zu Hapkido.  

  

Sein Training basiert auf der Überzeugung, dass die Techniken des Hapkidos effektiv in ihrer Anwendung sind. Mit dem Praktizieren dieser Techniken geht eine große Verantwortung einher, weshalb im Training auf eine ausgewogene Balance zwischen geistiger und körperlicher Entwicklung Wert gelegt wird.

Was ist Hapkido?


Hapkido wird von uns als Selbstschutz- und Verteidigungssystem verstanden und eingesetzt. Die Techniken reichen dabei von einfachsten Atemtechniken, über Befreiungen, Fußtechniken, Hebel, Schläge, Würfe, Techniken aus dem Bereich der Fallschule, Nervendruckpunkttechniken, bis hin zum Umgang mit Waffen. Durch einfache Kreisbewegungen benötigt man im Hapkido wenig eigene Kraft um Techniken wirkungsvoll ausführen zu können.

Hapkido fördert in jeder Hinsicht die körperliche Entwicklung, und hat im Laufe eines kontinuierlichen, anspruchsvollen Trainings einen positiven Einfluss auf die geistige Haltung. Durch die Vielfalt und Ausgewogenheit verschiedenster Techniken ist das Training abwechslungsreich und interessant.

Hapkido - Philosophie


In den drei Silben, aus denen sich das Wort Hapkido zusammensetzt, spiegelt sich die Philosophie und das Wesen von Hapkido wider.

 

 

HAP bedeutet “zusammen” und bezieht sich auf die Harmonie von Körper und Geist. Es symbolisiert, dass ein Mensch alles erreichen kann, wenn sich Körper und Geist in harmonischem Einklang befinden.
KI bezeichnet die universelle Kraft des Universums, die geistige und körperliche Kraft, aber auch die Lebenskraft. Nur in der Einheit von Körper und Geist sind wir in der Lage unsere wahre Stärke, die Kraft aus Ki zu nutzen.
DO ist der Weg, die Lehrmethode, sowie der Lebensweg und die Lebensphilosophie

  

 

Hap Ki und Do kann man im Grunde nicht voneinander trennen:
Hap ist Ki  
   Ki ist Do      Do ist Hap.

 

  

Das Ziel von Hapkido ist, den Körper und Geist in Harmonie (Hap) und in Einklang mit dem Urprinzip des Universums (Do) zu bringen, um die ursprüngliche Lebenskraft (Ki) zu stärken. Durch die enorme Vielfalt an Techniken im Hapkido kann der Schüler flexibel reagieren und hat für jeden Angriff die passende Abwehr. Für all diese Übungsformen gibt es verschiedenste Variationen und unzählige Anwendungsmöglichkeiten. Der Schüler erfährt dabei in zunehmendem Maße die drei Grundprinzipien (Kreis/Fluss/Einwirkung) des Hapkido.

  

Prinzip des Kreises

Die Kraft des Gegners wird durch runde, natürliche Bewegungen mit der Kraft des Verteidigers vereint, umgelenkt und gegen den Angreifer geführt. 

 

Prinzip des Flusses

Spezielle Atmungsmethoden ermöglichen es dem Praktizierenden sein Ki zu sammeln und zu lenken, um es dann im entscheidenden Moment freizusetzen. 

 

Prinzip der Einwirkung

Das Prinzip der Einwirkung besagt, dass man auf einen Angreifer mit gezielt gegengesteuerten Aktionen einwirkt und somit die vom Angreifer erzeugte Energie zum eigenen Vorteil nützt.

Erst die Arbeit mit dem eigenen Körper und Geist, mit allen Mühen, Erfolgen und Misserfolgen, sowie die individuelle Hilfe des Meisters ermöglichen das Begreifen dieser Budoart.

 

Das Besondere an Hapkido ist nicht nur das Erlernen von effektiven Selbstschutz- und Verteidigungstechniken, sondern die wesentliche Bedeutung von Hapkido liegt in der Budokunst, der Ausbildung der Menschlichkeit, die in der heutigen Kampfkunst-Praxis leider allzu oft vernachlässigt wird. 

Die Charakteristik des Systems:


Es besteht aus mehr als 270 Elementartechniken, die zu 10.000 Techniken variiert werden können. Innerhalb dieser Techniken unterscheidet man 3.864 Angriffs- und Verteidigungstechniken, die durch eine Vielzahl von Gegenangriffs- und Kombinationsmöglichkeiten die nahezu endlose Vielfalt und den einzigartigen Charakter dieses Systems ausmachen.

Die Elementartechniken Hapkidos sind folgendermaßen eingeteilt:

  1. leere Hand gegen leere Hand
  2. leere Hand gegen Waffe
  3. Waffe gegen Waffe

Jede dieser Kategorien ist unterteilt in Angriffs- und Verteidigungstechniken, und jede dieser Unterteilungen beinhaltet wiederum verschieden Kategorien von Techniken.

Hapkido ist besonders effektiv, da man im Moment des Angriffs die empfindsamsten Körperteile des Gegners angreift, um dadurch den Angriff zum eigenen Vorteil zu verändern. Bei der Ausführung der Technik verwendet man eine spezielle Atemtechnik, die Dan Jo Ho Hop genannt wird, um dadurch seine Kraft zu bündeln.

Abgesehen von den Elementartechniken, dem Angriff von Schwachpunkten und der Konzentration durch Dan Jon, ist das herausragendste Merkmal von Hapkido, Angriffe in Kreisbewegungen umzulenken, um dadurch die Energie des Angreifers gegen ihn selbst zu richten.

Durch die Umlenkung der Kraft des Gegners in eine Kreisbewegung kommt es zur Verbesserung der eigenen Möglichkeit in Verbindung mit der eigenen Kraft, d. h. letztendlich zur Neutralisierung des gegnerischen Angriffes. Wird man, z. B. von vorne durch einen Faust- oder Fußangriff angegriffen, ist es schwer, diesem zu widerstehen, wenn man sich dem Angriff direkt entgegenstellt. Aber wenn man den gegnerischen Angriff in eine Kreisbewegung lenkt, wird die Kraft des Gegners verringert und verliert schlussendlich ihre Wirksamkeit.

Das Hauptaugenmerk von Hapkido liegt aber nicht nur auf der Verteidigung, sondern auch auf der Anwendung von Angriffstechniken. Um die Charakteristik der Angriffstechniken von Hapkido besser verstehen zu können, sollte man den Angriff eines Weidenzweiges mit dem Angriff eines Eichenstabes vergleichen. Der Weidenzweig ist weich und geschmeidig. Der Eichenstab ist hart und spröde und kann daher zerbrechen. Die Weidenzweigmethode erzeugt mehr Geschwindigkeit, mehr Kraft und richtet dadurch mehr Schaden an. Dieses Prinzip ist z.B. einfach bei einer Schlagtechnik anzuwenden. Solange das Ziel näher kommt, benötigt man mit der Hand nur wenig Kraft. Wenn man nun gleichzeitig die Atmung kontrolliert und sich auf den richtigen Zeitpunkt des Kontaktes konzentriert, kann man die Wirkung des Angriffs maximieren.

Da der verantwortungslose Umgang mit Techniken zu schweren Verletzungen führen kann, ist in Hapkido der geistige und mentale Unterricht sehr wichtig.

Das Ziel von Hapkido ist nicht nur das Erlernen von effektiven Selbstschutz- und Verteidigungstechniken, sondern die eigentliche Bedeutung der Budokunst, die Ausbildung der Menschlichkeit.

Geschichte


Hapkido entstand Mitte des 20. Jahrhunderts in Korea. Im Laufe der Zeit wandten sich auch viele Meister anderer Kampfkünste dem Hapkido zu. Da sie ihr Wissen und ihre langjährigen Erfahrungen mit ins Training aufnahmen, entwickelten sich innerhalb des Hapkido unterschiedliche Stilrichtungen. Diese Entwicklung lässt sich anhand der Techniken sehr leicht nachvollziehen.

Der Umstand und die Tatsache, dass sich in den letzten Jahrzehnten das Kampfverhalten auf der Straße wesentlich veränderte, führten dazu, dass Gilbert Neuwirth Anfang 2000 Hapkido in seiner ursprünglichen Funktion als effektives Selbstschutz- und Verteidigungssystem neu strukturierte und anpasste.

Im Laufe der Zeit konnten neue Elemente, die sich in der Praxis erfolgreich bewährten, in das System integriert werden. Daraus entwickelte es sich zu seiner jetzigen Form, die Gilbert Neuwirth unterrichtet. 

 

Die Rückkehr zum Ursprung als effektives Selbstschutz- und Verteidigungssystem manifestierte sich in der Suche nach einer philosophischen Basis und der Anwendung der gefundenen Prinzipien in der Realität. 

Graduierungen


Wie in allen anderen traditionellen Budo Kampfkünsten wird auch im Hapkido in Schüler- („Kub“) und Lehrer- bzw. Meistergrade („Dan“) unterteilt.
Eine Gürtelprüfung ist auch eine Reifegradprüfung! Es gibt fünf Gürtelfarben: weiß, gelb, blau, rot, schwarz.

Allgemeine Fragen:


Wer kann Hapkido erlernen?
Jeder, der sich für Kampfkunst interessiert und Freude an Bewegung mitbringt. Vorkenntnisse aus anderen Kampfkünsten sind nicht erforderlich.


Welche Voraussetzungen sollte ich mitbringen?
Grundsätzlich sollte man durch sportliche Betätigung belastbar sein (im Zweifelsfall bitte den Hausarzt kontaktieren). Um Hapkido auszuüben, braucht man keine besondere Gelenkigkeit, keine gute Kondition und man muss nicht kräftig sein. Mit regelmäßiger Übung werden die notwendigen körperlichen Voraussetzungen auf natürliche Art und Weise erworben.


Gibt es einen speziellen Unterricht für Anfänger?
Zu Beginn erlernt man in einem Grundkurs die basalen Fertigkeiten.
Neben einfachen Techniken gehören auch Übungen zur Selbstbehauptung, Körpersprache, Wahrnehmung und Intuition zu diesem Kurs. Später trainieren alle Schülergrade gemeinsam. Durch das individuelle Training trainiert jeder nach seinem Können ohne Leistungsdruck!


Wie lange dauert ein Probetraining?
Für die Dauer von einer Woche hat man die Möglichkeit, unverbindlich am Training teilzunehmen. Manchmal ist die Teilnahme am Probetraining schon die eigentliche Überwindung. Aber bekanntlich beginnt jeder noch so lange Weg mit dem ersten Schritt. Will man diesen nicht alleine tun, kann man gerne einen Freund mitbringen. Keine Sorge, es wird nichts Übermenschliches erwartet, jeder steht gerne mit Rat und Tat zur Seite.

 

Was brauche ich fürs erste Training?
Eine bequeme Trainingsbekleidung, z. B. Jogginghose und ein T-Shirt, reichen für die ersten Trainingseinheiten völlig aus (natürlich geht auch ein weißer Judo oder Karate Anzug). Turnschuhe für die Halle sind nicht notwendig. Vor und nach dem Training gibt es Duschmöglichkeiten.

 

Wie sieht eine Trainingseinheit aus?

Nach gemeinsamer Aufstellung und Begrüßung wird durch bewusstes Atmen eine tiefe Entspannung erzeugt, die auf die anschließende hohe Konzentration vorbereiten soll. 

Danach wird durch richtiges Aufwärmen und Dehnen das Verletzungsrisiko minimiert. Bereits in die Aufwärmübungen fließt die jeweilige Schwerpunktsetzung des Tagestrainings ein. Im Hauptteil des Trainings steht die gemeinsame Erarbeitung des jeweiligen Trainingsziels im Vordergrund, wobei sowohl einzeln mit dem Trainer, als auch gemeinsam mit einem Trainingspartner geübt wird.


Wo und wann findet das Training statt?
Wir trainieren in Leoben, zu den angeführten Trainingszeiten, außer an Feiertagen sowie Herbst-, Weihnachts-, Semester- und Osterferien, wenn die Schule geschlossen ist. Während der Sommerferien haben wir uneingeschränkten Trainingsbetrieb.


Wie lange dauert eine Hapkido Ausbildung?
Mit regelmäßiger Ausübung werden die notwendigen Voraussetzungen auf natürliche Art und Weise erworben, um Hapkido ein Leben lang zu praktizieren. Hapkido ist eine Lebensphilosophie und durch das körperliche und geistige Training auch ein Entwicklungsprozess des Individuums. Ein Mensch kann ein Leben lang lernen, somit sollte man dieser Entwicklung kein zeitliches Limit setzen.


Wie groß ist das Verletzungsrisiko beim Training?
Es gibt natürlich immer ein Risiko, wenn man sich bewegt, das ist auch bei Hapkido nicht ausgeschlossen. Jedoch entgegen der weitverbreiteten Annahme passiert beim Training von Budo-Sportarten weniger als im Breitensport.
Das liegt zum einem daran, dass durch gründliches Aufwärmen, Mobilisieren, Dehnen, und Kräftigen auf alltagsunübliche Bewegungsfolgen vorbereitet wird, und zum anderen ist die Rücksichtnahme und der respektvolle Umgang mit anderen Trainingspartnern ein wichtiger Bestandteil im Hapkido. Wir trainieren miteinander, und nicht gegeneinander.